„Ich weiß, dass ich nichts über China weiß.“ Oft äußern sehr erfahrene Manager und Experten europäischer Abstammung bescheiden, nachdem sie mehr als beispielsweise 10 Jahre Aufenthalt in China hinter sich haben oder mehr als 20 Jahren Geschäfte mit chinesischen Kunden machen.
Diese Experten sollen es eigentlich wissen.
China lässt sich nicht über Kanäle der Massenmedien erkunden. China und der chinesische Markt sind so vielfältig, so dass Manager nach wenigen Dienstreisen nicht in der Lage sein können, ein aussagekräftiges Bild davon zu machen. Es hilft hier nicht mal die brillante Analytik eines deutschen Ingenieurs. Viele Top Manager deutscher Unternehmen sind Ingenieure….
Nur, Sie, deutsche Unternehmen des produzierenden Mittelstands sollen frühzeitig die Marktveränderungen durch die Corona-Krise umfassend verstehen, damit Sie Sich vor dem Wettbewerb auf die Zukunft strategisch umstellen können.
Geschwindigkeit ist ein wichtiger Erfolgsfaktor im chinesischen Markt.
China Team hat in dieser Ausgabe weitere sechts Europäische China-Experten befragt, was sie dem deutschen Mittelstand empfehlen. Die Expertenmeinungen sollen Ihnen dabei helfen, Ihr zukünftiges China-Geschäft unter Berücksichtigung aller drei Erfolgsfaktoren: Märkte, Technologien, Menschen etwas bewusster zu justieren.
Die Coronakrise hat vor Augen gefuehrt, dass eine komplette, einseitige Abhaengigkeit von Lieferquellen zu einem Einbruch der Supply Chain fuehren kann. Derzeit sieht man daraus hervorgehend wieder eine Extremreaktion der Nationen, wo eigentlich sich nicht tragende Industriezweige wieder aufgebaut werden. Dies mag vor dem Hintergrund der Eigenversorgung Sinn machen, widerspricht aber dem Modell von Ricardo hinsichtlich der Nutzung komparativer Wettbewerbsvorteile. Abschottungsstrategien sind wichtige Mechanism bei Pandemien – in der Wirtschaft fuehren diese nie zu einer win-win Situation geschaffen. Als Erstreaktion in Krisen noch verstaendlich, waere es sinnvoll, zeitnah den Dialog (vor allem auch mit China) zu suchen, um gemeinschaftlich eine Loesung zu finden, die dem Wachstum der Weltwirtschaft dient.
Die aktuellen Probleme haben Unternehmen gezwungen, Mitglieder von Projektteams aus verschiedenen globalen Standorten zusammen zu bringen und virtuell zu kommunizieren - per Telefon, E-Mail und Videokonferenz -, wodurch Zeit und Geld gespart werden. Es gibt heute mehr globale virtuelle Teams als je zuvor. Und ihre Zahl steigt schnell an. Die Herausforderung besteht darin, dass sich Führungskräfte daran gewöhnen, virtuell zu führen, Entscheidungen zu treffen, Vertrauen aufzubauen und zu kommunizieren.
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Heute befinden sich die meisten deutschen KMUs in einer Situation, die deutlich schwieriger ist als bei der letzten Wirtschaftskrise 2009. Kurzfristig heißt das für KMU Unternehmen die versprochenen staatlichen Hilfen in Anspruch zu nehmen.
Mittel- bis langfristig wird sich auch das Konsumverhalten ändern. Endverbraucher, ebenso wie Unternehmen verändern ihre Prioritäten. Was muss sein? Was muss nicht sein? Wie hoch sollten die Fixkosten in einer immer volatileren Welt sein? All diese Überlegungen führen dazu, dass jeder Geschäftsführer eines KMU sich über die Ausrichtung des Leistungsangebots seines Unternehmens Gedanken machen muss. Neue attraktive Geschäftsmodelle, maximal effektive Prozesse und flexible Kostenstrukturen sind wichtiger denn je.
Bei all diesen Überlegungen wird China eine wesentliche Rolle spielen. An der drittgrößten Volkswirtschaft nach den USA und der EU kommt man bei all diesen Überlegungen nicht vorbei. China erholt sich wohl aktuell und kann damit auch kurzfristig eine wesentliche Rolle einnehmen. Chinesische Partner können als Kapitalgeber, Geschäftspartner oder Handelspartner im Zielmarkt China wichtiger denn je sein.
Als Ende Januar diesen Jahres die ersten Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Eindämmung des Corona-Virus begannen, war noch nicht abzusehen, wie stark dieser Virus kurze Zeit später die gesamte Weltwirtschaft beeinflussen würde. Während die westliche Welt jetzt Ende April immer noch mit der Krise zu kämpfen hat, werden in China große Anstrengungen unternommen, das Leben und die Wirtschaft wieder zurück zur Normalität zu bringen. Obwohl in den ersten drei Monaten des Jahres das chinesische Bruttoinlandsprodukt um 6,8 % zurückgegangen ist, sehen Analysten für 2020 immer noch ein – im Vergleich zu anderen Staaten – deutlich positives Wirtschaftswachstum voraus. Damit bleibt China für deutsche KMUs weiterhin ein sehr interessanter Absatzmarkt. Weil sich die Lieferketten durch Corona verändern werden und wahrscheinlich mehr lokales Sourcing stattfinden wird, wird es für Unternehmen noch wichtiger, eine lokale Präsenz in China zu haben bzw. diese stärker auszubauen.
Speziell fuer Europaeische KMUs in China gelten meiner Meinung nach 3 Hauptregeln:
Geschwindigkeit erhoehen: Technologie noch flexibler gestalten
Qualitaet bis zur Perfektion ausbauen: Lokale Repraesentanz staerken
Kosten aus Kundensicht darstellen: Vorteile eines Partners aus Europa, speziell aus Deutschland bewusst und aggressiv gegenueber USA herausstellen
Gechwindigkeit: Dass man in China ohne Wechat und Alipay nicht mehr „existiert“, hat nun selbst Oma begriffen.....aber die naechste Stufe kommt: Viele Orte, Staedte, Provinzen haben eigene APPs, die man wissen, verstehen und mit Partnern kommunizieren muss.....und man sollte auf digitale Waehrung vorbereitet sein.
Qualitaet: Hier zaehlt, was der Kunde in China als Qualitaet empfindet....und das wird nicht vom CEO in Deutschland entschieden...dies kann nur ein faehiger Kopf, der in China lebt, erfassen, verarbeiten und korrekt kommunizieren. Chinesisch als Sprache wird nicht wichtig werden....es ist bereits eine conditio sine qua non fuer lokale Fuehrungskraefte...die Zeiten der China-Haudegen, die laut mit bayrischem Akzent sich in Englisch verbreitet haben, sind vorbei....der Neuanfnag nach Corona findet in Mandarin statt.
Kosten: Ein wichtiger Teil der Kostensituation kommt von nachhaltiger Praesenz in China. Und hier ist es seit vielen Jahrzehnten bekannt, dass Deutschland trotz aller kurzfristigen Attacken immer noch ein Lieblingspartner chinesischer Geschaeftsleute und speziell chinesischer Kunden ist....nach Corona ist es umso wichtiger, agressiv sich von USA und vielleicht auch Japan abzuheben und kostenrelevante Alleinstellungsmerkmale eines deutschen Partners, eines deutschen Produktes zu bewerben.